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Für keine dieser Anekdoten habe ich Beweise. Hätte ich sie deshalb nicht
auf schreiben sollen? – fragt Manfred Bartz 2001 in Vorbereitung seines als
Mannes Boykottbrecherbuch Nr. 5 bezeichneten Manuskripts. Sieben solcher
Boykottbrecherbücher hatte er konzipiert, drei davon unter extremen körperlichen
Anstrengungen – er litt sei Jahren unter einem Komplex von Krankheiten
– bei books on demand veröffentlicht. Nun erscheinen sie endlich, diese Anekdoten,
die Bartz, der sich als Bonzensohn sah, von seinem Vater, dem einflussreichen
Altkommunisten Erwin Bartz, und an sich selbst erfahren haben will. Es
sind keine reinen Anekdoten, die Bartz hier vorlegt, vielmehr handelt es sich um
autobiografische Fragmente eines extrem abwechslungsreichen und überaus
politischen Lebens.
Manfred Bartz konnte das Erscheinen seiner für ihn so wichtigen Erinnerungen
nicht mehr erleben. Er verstarb im Dezember 2009 nach langer schwerer Krankheit.
Sicher hätte er die jetzige Veröffentlichung dieses Buches im selbstironieverlag
als weiteren Erfolg seiner Boykottbrecher-Aktivitäten gewertet. Der Herausgeber
sieht dies nüchterner. Er kannte Manfred Bartz seit mehr als dreißig
Jahren, hat die enormen Wandlungen dieses Querkopfes wieder und wieder
verfolgt, um sich dann in den letzten Jahren einem mehr und mehr versponnenen,
verbitterten, zunehmend sich selbst überschätzenden einsamen und
kranken Menschen zu widmen, und das nicht nur, um ein weiteres widersprüchliches
Stück DDR-Satire-Leben vor dem Vergessen zu bewahren.
Marxisten lehren, der Mensch ist das Produkt seiner Umwelt. Bonzenkinder
wurden, mehr als die Normalos, entweder Staatsfeinde, haltlos oder asozial,
konsummanisch, sexomanisch, rauschgiftsüchtig. Taschengeld gab es mehr als
genug. Mama holte die modernsten Westklamotten aus dem Regierungs-HO.
Hatte das Kind Scheiße gebaut, bügelte Papa mit seinen Beziehungen alles wieder
aus, war aber selten zu Hause und kaum für das Kind da. Manfred Bartz
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